MAROKKOS KULTUR-HÖHEPUNKT
Marrakesch, der Hohe Atlas und die Straße der 1000 Kasbahs – Berber-Kultur auf Rundreisen
Marokko – ein Land der Sehnsüchte, der Farben und der Düfte, mit faszinierenden Landschaften und Menschen voller Gastfreundschaft – auf einer Individualreise mit ethnoTOURS
Wir haben Marokko auf ganz besondere Art kennengelernt: auf einer authentischen, individuellen Reise abseits der Hauptrouten, auf der wir uns nicht wie Touristen gefühlt haben, sondern wie Reisende, die mit einem Freund unterwegs sind. Abderrahman, unser Fahrer mit komfortablem Geländewagen, war auch gleichzeitig unser Guide. Er hat uns auf dieser Reise in seine Heimat eingeführt und uns die Liebe zu seinem Land vermittelt.
MARRAKESCH
Die rote Königsstadt
Unser erster Treffpunkt war Marrakesch, die pulsierende, orientalische Stadt, in der es alles gibt und nichts unmöglich ist. In Marrakech findet man sündhaft teure Nachtclubs und Edel-Restaurants bis hin zu den einfachsten Essenständen, die allabendlich auf dem großen Platz Djema el Fnaa in der Medina, der Altstadt, aufgestellt werden. Vom Schafskopf, dessen Delikatesse die Augen sind, über die allgegenwärtige Tajine und das Feiertagsgericht Couscous werden Speisen angeboten – die Garküchen mit ihren dampfenden Töpfen verwandeln den Platz in ein großes Freiluft-Restaurant. Die Servicekräfte, junge Burschen, laden mit allen erdenklichen Scherzen und multilingual die Passanten an ihren jeweils ganz besonderen Tisch mit natürlich dem besten Angebot ein.
In den Seitenstraßen verbergen sich hinter unscheinbaren Mauern und Türen palastähnliche Restaurants mit gehobener Qualität, Fusion-Küche mit einer Mischung aus feinsten marokkanischen Gerichten, abgerundet und serviert im Stil der französischen Haute Cuisine. Sie laden den Gaumen ihrer Gäste ein in sinnliche Welten, die Geschmackserlebnisse der besonderen Art versprechen und auch einhalten.
Ähnlich verhält es sich mit den Unterkünften, in denen wir auf unserer Reise logiert haben: in kleinen, manchmal so gar nicht einladenden Gassen in der Medina verstecken sich hinter kaum erkennbaren Toren wahre Wunderwelten: ein Riad, das Stadthaus, besteht aus Wohnräumen angeordnet in einem Carrée, in dessen offenem Zentrum sich üblicherweise ein wassergefülltes Bassin befindet sowie die obligatorischen Zitronen- oder Pomeranzenbäume. Die Fenster der Räume sind üblicherweise nach innen gerichtet um die Privatsphäre zu wahren und vor zudringlichen Blicken von außen zu schützen. Ebenfalls wird so das Raumklima in den heißen Sommern und den kühlen Wintern balanciert. Wunderbare Mosaiken schmücken Wände und Böden, Holzschnitzereien und Stuck verkleiden die Decken der Räume. Handgeknüpfte Wollteppiche, gewebte Decken in changierenden Farben und fein ziselierte Messingkunstwerke zaubern eine Wohlfühlatmosphäre, in der Lampenschirme aus silberfarbenem Metall ornamentale Lichtmuster an die Wände werfen. Die Riads sind wahre Wunderwerke orientalischer Architektur, insbesondere wenn mehrere alte Stadthäuser zu einem großen Riad verbunden sind und sich die Räume labyrinthisch auf diversen Ebenen und in unterschiedlichen Bereichen des Wohnhauses verstecken. Von außen betrachtet würde man niemals diese Pracht vermuten.... und doch bieten die Riads keinen Schutz vor den schon frühmorgens zum Gebet rufenden Muezzins, dem lauten Knattern der Motorräder und dem Klappern des Geschirrs in den zum Innenhof zugewandten Küchen.
Die Menschen laden fast überall ein auf eine Tasse marokkanischen Minztee, stark und zum Ausgleich ebenfalls stark gesüßt. Tourismus, Handel und Dienstleistungen gehören zu den Haupteinnahmequellen der Bevölkerung – neben Landwirtschaft und Bergbau – auch in den großen Städten gibt es wenig Industrie. So dient die Gastfreundschaft in den Souks dem Geschäft, unterwegs jedoch, auf dem Land bei den Berbern, den Ureinwohnern des Maghreb, finden die Einladungen ohne derartiges Interesse statt.DER HOHE ATLAS
Die Überquerung des Pass Tich n'Tizka
Unsere Reise ins Land beginnt mit der
Überquerung des Hohen Atlas, dem Gebirgszug Nordafrikas mit seiner höchsten Erhebung, dem Jebel Toubkal mit 4.167 Höhenmetern. Wir nehmen jedoch die Route Richtung Ouarzazate, der ehemaligen Garnisonsstadt der französischen Kolonialherren, die heute bekannt ist für ihre Filmstudios mit großen Hollywood Produktionen und natürlich den Kasbahs, den aus Lehm erbauten Wohnkomplexen früherer Herrscherfamilien.
Kurz nach der Passhöhe auf 2.160m biegen wir ab und fahren eine zum Großteil noch nicht asphaltierte Strecke durch die beeindruckenden Täler und Gebirgszüge des Hohen Atlas. Telouet, eine alte Kasbah des früheren Herrschergeschlechts der Glaoui thront hier auf einem Hügel. Teile der Burg verfallen aber es gibt noch einiges der alten Pracht zu bestaunen. Später wandern wir Richtung Salzminen wohin uns ein einheimischer Bergbewohner geleitet und dort seine Esel für eine mehrstündige Tour zur Verfügung stellt. Die Farben des Gebirges, die rötlich-braunen Schattierungen, besonders bei Sonnenuntergang ziehen uns in ihren Bann. Die Nacht in einer einfachen Herberge lässt uns müde, tief in den Schlaf sinken...
Heute führt uns die Weiterfahrt entlang des Flusslaufs Asif Mellah zum nächsten Stammessitz der ehemaligen Fürsten des Hohen Atlas: Ait Benhaddou, seit mehr als 30 Jahren als UNESCO Weltkulturerbe anerkannt und heute weltbekannte Kulissenstadt großer Filme. Die aus Lehm errichtete Kasbah liegt innerhalb eines Ksars, einem befestigten Dorf, das am Ufer des Flusses liegt. Die Begehung des Ortes entführt uns in eine andere Zeit und andere Welt, obwohl dort auch heute noch vereinzelte Einwohner leben.
DIE STRASSE DER 1000 KASBAHS
Die Lehmburgen entlang der Südseite des Hohen Atlas
Der nächste Halt findet in der Palmenoase Skoura statt. Die Flüsse Oued Skoura und Oued El Hajaj versorgen den Landstrich mit ausreichend Wasser und so wachsen hier nicht nur Dattelpalmen in großer Anzahl, sondern es blühen auch die Mandelbäume im Frühjahr. Wir lassen uns in einem herrlichen Kasbah-Hotel nieder, genießen den Garten mit eigener Quelle und bestaunen den Nachthimmel von unserer Terrasse aus – wir sind bereits auf dem Weg in Richtung Wüste und das zeigen uns auch die Abermillionen Sterne am Himmelszelt...
Eine Wanderung am nächsten Tag entlang des Flusslaufs bis zu einem kleinen Camp, in dem wir einen vorzüglichen Lunch einnehmen können, verwöhnt alle unsere Sinne. Später entdecken wir die Wasserversorgung in der Oase, die nach dem Prinzip des artesischen Brunnens funktioniert; und besuchen anschließend eine traditionelle Töpferei, in der die Handwerker noch die zuvor angeschleppten Steine mit Vorschlaghämmern zu feinem Sand zerschlagen, der dann zu Ton weiterverarbeitet wird. Welch eine harte, körperliche Arbeit! Wer noch nicht genug hat, kann sich noch die Kasbah Amerhidil ansehen, sie ist die größte des Landes und vermittelt ein authentisches Bild einer Lehmburg und ihrer Wohn- und Wirtschaftsräume – und ist außerdem auf den marokkanischen 50 Dirham Scheinen abgebildet.
Am nächsten Tag tauchen wir ein ins Tal der Rosen, erneut in abgelegene Schluchten des Hohen Atlas und queren über Off-road Pisten mit einzigartigen Ausblicken in die Bergwelt, hinüber Richtung Dades-Schlucht. Unterwegs machen wir einen Stopp bei den Ureinwohnern dieser Region, Nomaden, die auch heute noch völlig abgelegen in den Höhlen des Gebirges leben. Auch hier werden wir natürlich auf einen Tee eingeladen und sind tief berührt über die vorzeitlich anmutenden Lebensbedingungen. Die nächste Einladung, die wir genießen dürfen, führt uns zur Familie unseres bereits liebgewonnenen Fahrers in ein Dorf im Dades-Tal. Ehemals auch Höhlennomaden, lebt seine Familie heute in einem Haus aus Zement, ohne den klimatisch vorteilhaften Lehm, der aber leider nicht so robust gegenüber den Witterungseinflüssen ist. Trotzdem fragen wir uns, ob die modernen, technischen Einflüsse wirklich immer so gut sind...
Die bizarren Felsformationen im Dades-Tal scheinen rötlich in der untergehenden Sonne und sehen aus wie Affenhände und -finger und werden deshalb von den Einheimischen auch so benannt. Im hinteren Teil der Schlucht endet der Asphalt wieder und wir genießen einen letzten Blick auf die sich unter uns dahin schlängelnden Serpentinen bevor wir in einer der zu Hotels umgebauten Kasbahs zur Nachtruhe und vorher einem fantastischen Abendessen einchecken.
"Die Straße der 1000 Kasbahs" ist ihren Namen wert: es reihen sich Lehmburgen an Kasbahs und Ksars, dazwischen Oasen mit Dattelpalmen, Olivenhainen in den fruchtbaren Tälern der wasserführenden Flüsse, inmitten beeindruckender Felsformationen. So auch in der nächsten Schlucht, der des Todra-Flusses. Steile Felswände ragen auf an beiden Seiten des Todra, der sich seinen Weg von weit aus den Bergen hinunter an die Südhänge des Hohen Atlas gegraben hat. Ein wundervolles Naturschauspiel – aber leider nicht nur für uns: Touristen-Busse verstellen das Ende der asphaltierten Straße in der Schlucht und so recht können wir die fantastische Natur hier nicht genießen.